Nicholas Shaxson interviewte für sein Buch „Schatzinseln“ den Londoner Pfarrer William Taylor, der auf jene Organisation stößt, die den Londoner Finanzplatz verwaltet: Die London Corporation. Ihr oberstes Organ „Der Lord Mayor“, der nach seiner Wahl in einer goldenen Kutsche von tausenden Menschen begleitet jeden November in einer als Touristenattraktion geführten „Lord Mayor Show“ durch den Finanzplatz Londons in das Mansion House zieht. Die berühmte Mansion House Speech gibt einmal im Jahr Auskunft über den Zustand der britischen Ökonomie.

 

Der investigative Pfarrer teilt die Vorstellung eines amerikanischen Theologen, Walter Winks, Institutionen, Unternehmen, Nationen, Familien und auch das städtische Wasserwerk haben alle eine „Spiritualität“, die entweder dem Ganzen dient oder einem Götzen. Pfarrer Taylor meint, wir befänden uns heute in den Fängen von etwas „Dämonischen“. Institutionen halten es am Leben. Keine Einzelpersonen, meint er, wir alle wären Teil davon. Doch man solle vielleicht über manche Dinge nicht sprechen.

 

Ein paar Jahre später brachten die Professoren Georg Steins und Thomas Nauerth aus Osnabrück Walter Winks Buch „Verwandlung der Mächte“ heraus. In diesem Buch spricht Walter Wink offen und ohne Umschweife auch jene „gewissen Dinge“ an, die William Taylor körperlich fühlen konnte, die ihm jedoch Angst machten. Ich kenne dieses Gefühl. Walter Wink untersuchte das Alte und Neue Testament, um Antworten und sprachliche Fassungen zu erhalten, mit welchen unsichtbaren „Mächten und Gewalten“ Menschen vor zwei- und dreitausend Jahren und heute in einer aufgeklärten Welt koexistieren. In vier Büchern spricht er von Herrschaftssystemen, dem Mythos der erlösenden Gewalt, von damaligen wie heutigen Bürokratien und einer undefinierbaren Macht von Institutionen, die sich verselbstständigen. Schließlich untersucht er Jesus und seinen Umgang mit den damaligen Besatzern und Herrschern: Dem römischen Imperium.

 

Den vielen Parallelen zu heute, den Assoziationen, sprachlichen Annäherungen an mythologische Realitäten, Bildern und dem ernsthaften Versuch Walter Winks herauszufinden ob es tatsächlich einen Gott gibt und wenn ja, was das tatsächlich für uns als Menschen bedeuten könnte, widme ich zusammen mit meinen Gesprächspartnern und meinem Team einen Essayfilm, der mich in die Tiefen von „Gottes Ökonomie“ geführt hat.